In Tyrannis

Von Wand zu Wand sind es vier Schritte,
Von Tür zu Fenster sechseinhalb,
Aber das Fenster ist zu hoch
Und viel zu weit fort von der Pritsche,
Um dadurch irgendwas zu sehen,
Außer dem Stückchen grauen Himmel.
Jetzt wird es wohl so sieben sein.
Sie haben mir die Armbanduhr
Und meine Kleider weggenommen
Und mich in Drillichzeug gesteckt.

Ich weiß nicht, was sie von mir wollen,
Wozu die ganze Fragerei?
Wozu das endlose Verhör,
Wenn ich nicht weiß, wovon sie reden?
Ich weiß nicht, was sie von mir wollen.
Nur ein paar Stunden kann es her sein,
Daß sie mich holten heute nacht.
Sie haben mich hierher geschafft
Mit ihren vorgehalt'nen Waffen,
So, wie man einen Mörder fängt.

Ich habe aufgehört zu schreien
Und meine Hände tun mir weh
Vom Trommeln an die Zellentür.
Ich hab' das Essen ausgegossen
Und meinen Essensnapf zerschlagen.
Sie haben mir das Haar geschoren
Und mich verprügelt Mann für Mann,
Und weil ich nichts zu sagen wußte,
Nahmen sie mir die Baumwolldecke.
Nachts ist es kalt in meiner Zelle.
Heut' habe ich den Fraß gegessen:
Kohlrabi und schimmliges Brot.
Nach dem Verhör von heute früh
Fand ich mein Fenster zugehangen,
Um Tag und Nacht nicht mehr zu trennen.
Nicht ein Geräusch dringt durch die Wände,
Nur meinen Atem kann ich hören
Und um die Glühbirne, die nackt
Über mir hängt an einem Kabel,
Summt ungeduldig eine Fliege.
Nur manchmal hör' ich draußen Schritte,
Dann kommen sie, um mich zu holen,
Und stell'n mich vor ein Mikrofon
Und fragen tausendmal dasselbe.
Erst wenn ich falle, darf ich sitzen,
Dann führen sie mich in die Zelle,
Und dann entfernen sich die Schritte
Und kommen nach Stunden zurück,
Oder vielleicht schon nach Minuten,
Und dann beginnt alles von neuem.
Dann verbinden sie mir die Augen
Und führen mich über den Flur
Und spielen mir ein Tonband vor,
Und schließlich kann ich meine Stimme
Nicht mehr von ihren unterscheiden.
Den Sinn für Zeit hab ich verloren.
Was für ein Pech die Fliege hat,
Die immer um die Lampe kreist,
In meine Zelle zu geraten,
Nun, mitgefangen, mitgehangen.
Und sie zertraten meine Brille
Und haben widerlich gelacht,
Als sie mir meinen Ehering
Mit einer Kneifzange zerschnitten,
Weil ich ihn nicht abstreifen konnte.
Ich werde irgendwas gestehen,
Damit sie mich nicht länger quälen.
Ich freu' mich, wenn es Suppe gibt,
Und sie mir meine Decke bringen.
Ich werde einfach unterschreiben.



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En la tiranía

De pared a pared, hay cuatro pasos
De puerta a ventana seis y medio
Pero la ventana es demasiado alta
Y demasiado lejos de la cama plana
Para ver algo
Excepto el pedazo de cielo gris
Supongo que serán siete ahora
Me diste el reloj de pulsera
Y me quitaron la ropa
Y ponme en trillizos

No sé qué quieren de mí
¿Para qué es toda la pregunta?
¿Por qué el interminable interrogatorio
¿Si no sé de qué están hablando?
No sé qué quieren de mí
Hace apenas unas horas puede ser
Que me trajeron esta noche
Me hicieron aquí
Con sus armas
La forma de atrapar a un asesino

Dejé de gritar
Y mis manos me duelen
De tambores a la puerta de la celda
Derramé la comida
Y aplastar mi cuenco de comida
Me cortaron el pelo
Y me golpeó hombre por hombre
Y como no sabía nada que decir
Me llevaron la manta de algodón
Hace frío en mi celda por la noche
Hoy comí la comida
Colinabo y pan mohoso
Después del interrogatorio de esta mañana
Si encontrara mi ventana colgada
No separar día y noche
Ni un ruido penetra a través de las paredes
Sólo mi aliento puedo oír
Y alrededor de la bombilla que está desnuda
Encima de mí cuelga de un cable
Con impaciencia zumbando una mosca
Sólo a veces oigo pasos
Luego vienen a buscarme
Y ponme delante de un micrófono
Y pide mil veces lo mismo
Sólo cuando me caigo, puedo sentarme
Luego me llevan a la celda
Y luego se eliminan los pasos
Y vuelve después de horas
O tal vez después de los minutos
Y entonces todo comienza de nuevo
Luego me conectan los ojos
Y guíame a través del pasillo
Y tocarme una cinta
Y finalmente, puedo hacer que mi voz
No más distinciones de la suya
Perdí el sentido del tiempo
¡Qué mala suerte tiene la mosca!
Siempre dando vueltas alrededor de la lámpara
Para entrar en mi celda
Bueno, capturado, aguantado
Y pisotean mis gafas
Y se rió asquerosamente
Cuando me dieron mi anillo de bodas
Cortar con un alicate de pellizco
Porque no pude despojarlo
Confieso algo
Para que no me atormenten más
Estoy feliz si hay sopa
Y me traen mi manta
Lo firmaré



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Composição: