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Letra

Willi IV

Es tut mir leid Willy, dass ich dich noch einmal belästigen muss, in deiner wohlverdienten, ewigen Ruhe. Aber es brennt mir halt so viel auf der Seele, und die Gespräche mit dir waren immer so schön unbesonnen, so gar nicht politisch korrekt.
Und so, wie wir zwei immer miteinander geredet haben, denken viele. Nur man tut´s eben nicht mehr all zu laut.
Das Land ist geistig und sprachlich nicht mehr wiederzuerkennen.
Es herrscht Krieg, Willy, und seit neuem ist es auch unser Krieg.
Und ich bin genau so verwirrt wie alle anderen Willy und habe natürlich auch keine fertigen Lösungen parat.
Ich muss mich einfach mal mit jemandem aussprechen und will dir erzählen, wie es so weit gekommen ist:
Ein paar wahnsinnige, verblendete, gehirngewaschene Verbrecher haben am 11.9. das World Trade Center mit Verkehrsmaschinen in die Luft gejagt und über 4800 Menschen hingemetzelt.
Entsetzlich.
So viel Leid. So viele Tränen. Kinder, die ihre Eltern nie mehr sehen werden, Hinterbliebene, deren Leben nie mehr so unbeschwert sein wird wie vorher.
Alle trauern. Auch Deutschland trauert, wie nie zuvor. Vor allem öffentlich und medienwirksam.
Da hat sich ein richtiges Trauermanagement entwickelt.
Und da, Willy, kommt mir nun doch manches befremdlich vor.
Mir erschienen meine Mitbürger in den letzten Jahren gar nicht so mitfühlend.
Keiner hat öffentlich so getrauert, als 200 000 Iraker im Golfkrieg starben.
Als Millionen Afrikaner in Ruanda erschlagen und verstümmelt wurden.
Sicher, das ist alles sehr weit weg und geht uns nicht so nah, sagen viele 96 aber wäre es jetzt nicht an der Zeit, den Schrecken zum Anlass zu nehmen, mal wirklich nachzudenken?
Sind wir das nicht eher den Opfern schuldig, als Säbelrasseln und Vergeltungsgebrüll?
Oder verbieten wir uns dieses Nachdenken etwa deshalb, weil es uns zwingen könnte, unsere buchstäblich überflüssige Lebensweise zu überprüfen? Vielleicht sogar zu ändern?

Ist das Böse wirklich immer außerhalb von uns selbst?
Kann es mit Waffen bekämpft werden?
Ist Bin Laden jetzt der Teufel, oder vielleicht doch nur ein ausgerasteter CIA-Agent?
Und wenn das Böse nun wirklich mit Hilfe der Nato ausgerottet würde 96 käme die katholische Kirche nicht in eine tiefe Sinnkrise?
Streubomben und Lebensmittel - ist das die rechte Art um der sogenannten unzivilisierten Welt unsere Zivilisation schmackhaft zu machen?
Warum haben wir denn, verdammt noch mal, dieses arme Land nicht schon vor zwanzig Jahren mit Lebensmitteln versorgt?
Welche Freiheit verteidigen wir denn nun so vehement? Die des Geistes, oder vielleicht doch nur die des freien Marktes?
Und vernichten wir jetzt nicht, mit immer neuen Antiterrorgesetzen, genau das, weswegen unsere Demokratie zu Recht verteidigt werden sollte?
Ist man deswegen schon antiamerikanisch, weil man sich die gleichen politischen Sorgen macht wie vor dem 11. September?
Macht dieser Anschlag jetzt alle Verbrechen der Bushfamilie, der amerikanischen Außenpolitik und des CIA ungeschehen?
Gott, ich bin doch auch gegen Terrorismus und kein Volk der Welt hat die Taliban oder die Mörderbande der Nordallianz als Herrscher verdient 96 aber hat man sie vorher erst bewaffnen müssen?
Also gut. Eliteeinheiten nach Afghanistan!
Aber warum nicht auch in die Deutsche Bank, in die Pharmakonzerne und nach Liechtenstein oder auf die Bahamas!
Haben wir nicht die beste aller Gesellschaftsformen, heißt es immer wieder und alle nicken ergriffen, als müsste nicht auch das beste System immer wieder erneuert werden, als müsste man nicht immer bereit sein, sein Weltbild in Frage zu stellen.
Und wie perfekt ist denn nun dieses "beste aller Systeme" wirklich?
Nur weil´s hierzulande den meisten finanziell noch ganz gut geht?
Und was soll man machen gegen hemmungslos spekulierende Fondsmanager, gegen das organisierte Verbrechen an der Biosphäre, gegen 30 Millionen Verhungernde jährlich, und einige Millionen nur aus Ernährungsmangel blind geborene Kinder?

Wer kämpft eigentlich noch gegen den Ausnahmezustand der benutzten Natur?
Kein Tier, kein Baum, kein Fluss, kein Meer besitzt noch irgendeinen Wert in sich selbst. Sie alle sind entwertet, weil sie kein Geld sind.
Es gibt kein richtiges Leben im Falschen - kannst du dich an diesen Adorno noch erinnern, Willy? Es gibt keine Insel des Glücks in einer Welt voll Leid!
Jetzt werdns wieder sagen: "Schauts ihn an, den Moralisten, den Wecker." Aber du bist meine Zeuge, Willy, ich hasse die Moral. Immer wenn moralischer Eifer im Spiel ist, fängt man an, sich die Köpfe einzuschlagen.
Ich will nur nicht aufhören, nach der Wahrheit zu suchen.
Angeblich ist ja nichts mehr wie es war.
Aber es wird weiter getötet und gefoltert, gelogen und geschmiert, Kinder werden zur Arbeit an westlichen Nobelmarken ausgebeutet, Kinder, die einzig wirklich immer unschuldigen Opfer warten weiter auf Väter und Mütter, die nie mehr heimkehren werden, werden von Minen zerfetzt, taumeln mit aufgeblähten Hungerbäuchen der Verwüstung entgegen...
Und wenn jetzt auch alle im Siegeszug der mörderischen Nordallianz ihre Bestätigung des Feldzuges sehen, Grund zur Beruhigung gibt es nicht und jeder Krieg hat nun mal seine eigene, mörderische Dynamik.
Fünf Wochen Bombardement haben eine Kluft zwischen Ost und West geschlagen, die nicht mehr zu überbrücken ist.
Auch kann ich der Auswahl der Bilder, mit denen ich überflutet werde nicht mehr glauben. Welche Bilder des Elends werden hinter denen des Jubels ausgeblendet?
Vor einer begeisterten Truppe von Elitesoldaten prahlte Bush, dieser Krieg sei noch lange nicht zu Ende. Man stünde gerade mal am Anfang eines langen Kampfes.
Und nun wird die Allianz derer, die der Welt zuerst das Böse bescheren, um sie dann davon zu befreien, bei jedem zukünftigen Krieg auf den militärischen Erfolg in Afghanistan verweisen.
Ein weiterer perfekt inszenierter Mythos.

Mensch, Willy, ich freue mich doch jetzt auch mit den jubelnden Menschen in Afghanistan und wünsche ihnen von Herzen den heißersehnten Frieden und Befreiung für die Frauen.
Aber hätte man nicht den Taliban schon lange vor dem 11.9. den Waffen- und Geldhahn zudrehen können?
Ohne Streubomben, mit politischen und wirtschaftlichen Mitteln.
Zum Beispiel, als sie noch als Geschäftspartner von der amerikanischen Öllobby umworben wurden?
Und jetzt scheint es, wie immer, wirklich keinen Ausweg mehr zu geben, als weiter zu schießen. Die Logik des Krieges ist in sich immer stimmig. Vor allem für den Sieger.
Erst kommt der Krieg, dann wird der Brand gelöscht und dann lässt man sich als Retter feiern.
Wie weit wird das gehen?
Irak, Somalia, Libyen, Algerien - vielleicht noch Pakistan?
Die Amerikaner stellen weniger als Fünf Prozent der Weltbevölkerung und verbrauchen 25 Prozent der Welt-Erdölproduktion.
Wie bedingungslos solidarisch muss man eigentlich sein mit einem Land, das öffentlich behauptet, die Ölfelder Zentralasiens gehörten zu seinen vitalen Interessen? Dessen Präsident nur mit Hilfe von Petrodollars an die Macht gekommen ist? Dessen Geheimdienst allen Ernstes die Einführung der Folter wieder in Erwägung zieht?
Aber Willy, ich glaube immer noch daran, dass man die Prinzipien der Menschlichkeit nicht verlassen darf! Selbst wenn sie so schändlich verletzt wurden.

Noch hat sich nichts geändert, Willy, seit dem 11. September.
Es sei denn wir ändern uns.
Jeder von uns.
Es sei denn, jeder von uns erkennt, dass wir als menschliche Wesen, in welchem Teil der Welt wir auch zufällig leben, oder welcher Kultur wir zufällig angehören, voll und ganz für den Gesamtzustand der Welt verantwortlich sind.

Wir haben durch unser tägliches Leben dazu beigetragen und sind Teil dieser monströsen Gesellschaft, mit ihren Kriegen, ihrer Brutalität und Gier, und nur wenn wir das klar erkennen - nicht intellektuell, sondern so, wie wir Hunger und Schmerz empfinden - nur wenn wir klar erkennen, dass Sie und Ich verantwortlich sind für die ganze Welt, werden wir endlich richtig handeln.
Frieden ist nicht der Zustand zwischen zwei Kriegen. Frieden wird nicht durch Siege erkauft. Dieser Frieden - als Endziel des Krieges verstanden - stellt statt des wahren Friedens eher einen letzten und dauernden Triumph des Krieges dar.
Du weißt es, Willy, Frieden braucht Mut. Mut zur Wahrheit und den Mut sich selbst zu verändern.

Gestern habns an Willy begrabn
Und er wird weiter und weiter und weiter daschlagn.

Willi IV

Lo siento, Willi, por tener que molestarte de nuevo, en tu merecido descanso eterno. Pero hay tantas cosas que necesito sacar de mi pecho, y nuestras conversaciones siempre fueron tan sinceras, tan políticamente incorrectas.
Y así, como solíamos hablar tú y yo, muchos piensan. Solo que ahora no lo expresan tan abiertamente.
El país ya no es reconocible en términos mentales y lingüísticos.
Hay guerra, Willi, y ahora es nuestra guerra también.
Y estoy tan confundido como todos los demás, Willi, y por supuesto, no tengo soluciones listas.
Necesito desahogarme con alguien y contarte cómo llegamos a esto:
Unos locos fanáticos, lavados de cerebro, hicieron explotar el World Trade Center con aviones comerciales el 11 de septiembre y mataron a más de 4800 personas.
Horrible.
Tanto sufrimiento. Tantas lágrimas. Niños que nunca volverán a ver a sus padres, familiares cuyas vidas nunca volverán a ser tan despreocupadas como antes.
Todos están de luto. Alemania también está de luto como nunca antes. Especialmente de manera pública y mediática.
Se ha desarrollado un verdadero manejo del duelo.
Y, Willi, algunas cosas me parecen extrañas ahora.
Mis conciudadanos no me parecieron tan compasivos en los últimos años.
Nadie lloró públicamente cuando murieron 200,000 iraquíes en la Guerra del Golfo.
Cuando millones de africanos fueron asesinados y mutilados en Ruanda.
Claro, todo eso está muy lejos y no nos afecta tanto, dicen muchos. Pero ¿no sería hora de reflexionar realmente sobre el horror?
¿No le debemos eso a las víctimas en lugar de hacer ruido y gritar venganza?
¿O nos prohibimos pensar en esto porque podría obligarnos a revisar nuestro estilo de vida literalmente superfluo? ¿Incluso a cambiarlo?
¿El mal siempre está fuera de nosotros mismos?
¿Se puede combatir con armas?
¿Bin Laden es ahora el diablo, o tal vez solo un agente descontrolado de la CIA?
Y si el mal fuera erradicado con la ayuda de la OTAN, ¿la Iglesia Católica no caería en una profunda crisis de sentido?
¿Bombas de racimo y alimentos, es esa la forma correcta de hacer que nuestro estilo de vida civilizado sea atractivo para el llamado mundo incivilizado?
¿Por qué demonios no hemos estado proporcionando alimentos a este país pobre desde hace veinte años?
¿Qué libertad estamos defendiendo tan vehementemente? ¿La del espíritu, o tal vez solo la del libre mercado?
¿Y no estamos destruyendo, con leyes antiterroristas cada vez más estrictas, precisamente lo que nuestra democracia debería defender?
¿Se es antiamericano solo por preocuparse por los mismos problemas políticos que antes del 11 de septiembre?
¿Este ataque borra todos los crímenes de la familia Bush, la política exterior estadounidense y la CIA?
Dios, también estoy en contra del terrorismo y ningún pueblo del mundo merece a los talibanes o la banda de asesinos de la Alianza del Norte, pero ¿era necesario armarlos primero?
¡Bien! ¡Unidades de élite a Afganistán!
¡Pero, ¿por qué no también a Deutsche Bank, a las compañías farmacéuticas y a Liechtenstein o las Bahamas!
Siempre se dice que tenemos la mejor de todas las formas de sociedad y todos asienten conmovidos, como si el mejor sistema no tuviera que ser renovado una y otra vez, como si no tuviéramos que estar siempre listos para cuestionar nuestra visión del mundo.
¿Y qué tan perfecto es realmente este 'mejor de todos los sistemas'? ¿Solo porque a la mayoría le va bastante bien financieramente?
¿Y qué se puede hacer contra los gestores de fondos que especulan sin control, contra el crimen organizado en la biosfera, contra los 30 millones de personas que mueren de hambre cada año, y los millones de niños que nacen ciegos solo por falta de nutrición?
¿Quién está luchando contra el estado de emergencia de la naturaleza explotada?
Ningún animal, ningún árbol, ningún río, ningún mar tiene valor en sí mismo. Todos han sido devaluados porque no son dinero.
No hay una vida correcta en lo incorrecto, ¿recuerdas a Adorno, Willi? ¡No hay una isla de felicidad en un mundo lleno de sufrimiento!
Ahora dirán: 'Míralo, el moralista, el despertador'. Pero tú eres mi testigo, Willi, odio la moral. Siempre que hay fervor moral en juego, la gente comienza a golpearse.
Solo no quiero dejar de buscar la verdad.
Se supone que nada es como solía ser.
Pero siguen matando y torturando, mintiendo y sobornando, explotando a niños para trabajar en marcas de lujo occidentales, los únicos verdaderamente inocentes esperan a padres que nunca regresarán, son destrozados por minas, se tambalean hacia la devastación con vientres hinchados por el hambre...
Y si ahora todos ven en el avance triunfal de la asesina Alianza del Norte la confirmación de la campaña, no hay motivo para tranquilizarse y cada guerra tiene su propia dinámica asesina.
Cinco semanas de bombardeos han creado una brecha entre Oriente y Occidente que ya no se puede cerrar.
Tampoco puedo creer en la selección de imágenes con las que me bombardean. ¿Qué imágenes de miseria se ocultan detrás de las de celebración?
Ante un grupo entusiasta de soldados de élite, Bush presumió que esta guerra está lejos de terminar. Apenas estamos al comienzo de una larga batalla.
Y ahora, en cada guerra futura, la alianza de aquellos que primero traen el mal al mundo para luego liberarlo, se referirá al éxito militar en Afganistán.
Otro mito perfectamente orquestado.
Hombre, Willi, también me alegro con la gente jubilosa en Afganistán y les deseo de corazón la paz tan ansiada y la liberación para las mujeres.
¿Pero no se podría haber cortado el grifo de armas y dinero a los talibanes mucho antes del 11 de septiembre?
Sin bombas de racimo, con medios políticos y económicos.
Por ejemplo, cuando todavía eran cortejados como socios comerciales por el lobby petrolero estadounidense?
Y ahora parece que, como siempre, no hay salida más que seguir disparando. La lógica de la guerra siempre es coherente en sí misma. Especialmente para el vencedor.
Primero viene la guerra, luego se apaga el fuego y luego te celebran como salvador.
¿Hasta dónde llegará esto?
¿Irak, Somalia, Libia, Argelia, tal vez incluso Pakistán?
Los estadounidenses representan menos del cinco por ciento de la población mundial y consumen el 25 por ciento de la producción mundial de petróleo.
¿Qué tan solidario debe ser uno con un país que afirma públicamente que los campos petrolíferos de Asia Central son de vital interés para ellos? ¿Cuyo presidente llegó al poder solo con la ayuda de petrodólares? ¿Cuyo servicio de inteligencia está considerando seriamente reintroducir la tortura?
Pero, Willi, sigo creyendo que no debemos abandonar los principios de humanidad, incluso si han sido tan vilmente violados.
Nada ha cambiado, Willi, desde el 11 de septiembre.
A menos que cambiemos.
Cada uno de nosotros.
A menos que cada uno de nosotros reconozca que, como seres humanos, dondequiera que vivamos o a qué cultura pertenezcamos, somos completamente responsables del estado del mundo.
Hemos contribuido a través de nuestra vida diaria y somos parte de esta sociedad monstruosa, con sus guerras, su brutalidad y codicia, y solo cuando lo reconozcamos claramente, no intelectualmente, sino como cuando sentimos hambre y dolor, solo cuando reconozcamos claramente que tú y yo somos responsables de todo el mundo, actuaremos correctamente al fin.
La paz no es el estado entre dos guerras. La paz no se compra con victorias. Esta paz, entendida como el objetivo final de la guerra, en lugar de la verdadera paz, representa más bien un último y duradero triunfo de la guerra.
Lo sabes, Willi, la paz requiere valentía. Valentía para la verdad y valentía para cambiar uno mismo.
Ayer enterraron a Willi
Y seguirá golpeando una y otra vez y otra vez.


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